Jan van der Ploeg
27.5.
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17.7.2016
Der in Amsterdam lebende Jan van der Ploeg gilt im Bereich der Wandmalerei als einer der aktuell bekanntesten zeitgenössischen Künstler. Für seinen ersten institutionellen Auftritt in der Schweiz hat er eigens zwei neue Werkkomplexe entwickelt, die mehrere Hundert Quadratmeter im Erdgeschoss des Kunsthauses einnahmen. Die beiden Werkkomplexe sind einerseits repräsentativ für seine Arbeiten, andererseits zeigen sie auch eine wichtige neue Richtung in seinem Schaffen auf: einen spannungsreichen Dialog mit der gegebenen Situation herzustellen und die Grenzen zwischen Wandzeichnung, Malerei, Skulptur und Architektur verschwinden zu lassen.
Jan van der Ploeg ist es gewohnt, in grossen Dimensionen zu arbeiten. Der 1959 in Amsterdam geborene und dort arbeitende Künstler gilt seit Längerem als einer der international bekanntesten Künstler im Bereich der Wandzeichnung und Wandmalerei. Seine Werke sind von Australien über Japan bis Europa und den USA teils als permanente Werke, teils als temporäre zu erfahren. Für seinen ersten institutionellen Auftritt in der Schweiz hat er nun zwei Werkkomplexe entwickelt, die mehrere Hundert Quadratmeter im Erdgeschoss des Kunsthauses einnehmen.
Gleich beim Eintreten in das Kunsthaus wird der Besucher auf seinem Gang durch die Räumlichkeiten im Erdgeschoss von einer Form begleitet, mal halbiert, mal als volle Form, die Jan van der Ploeg mit «grip», übersetzt «Griff», beschreibt und — je nach Positionierung und Ausführung — an eine Öffnung wie einen Handgriff, etwa bei Kartons, erinnert. Aber auch dem Auge bietet die Form Halt und aktiviert Raumteile, die sich dem Auge sonst weniger aufdrängen. Es hat viel mit der gewählten, tiefschwarzen Acrylfarbe und der Perfektion der Ausführung zu tun, dass die auf die Wand gemalten Formen optisch wie grosse Löcher innerhalb der Wandabwicklungen erscheinen und das ohnehin vorhandene Skulpturale der bestehenden Kunsthausarchitektur von Treppenanlage und diversen Einbauten unterstreichen.
Es gehe ihm vor allem um die Wirkung von Form und Farbe innerhalb eines bestehenden Gefüges, beschreibt der Künstler. Wie sehr diese Setzungen die Wahrnehmung und auch Erfahrung einer bestehenden Architektur auch verändern und zugleich auch aktivieren können, zeigt sich eben gerade bei Wall Painting No. 423 im Kunsthaus, bei der van der Ploeg ausschliesslich auf die Tonwerte Schwarz bzw. weisse Leerlassungen setzt. Mit einer Fokussierung auf die grosse, im hinteren Raumbereich des Kunsthauses stehende Wand, auf der — als eine Art grosses Gemälde — die gewählten Formen als ein Grosses zusammenkommen, verändert sich für den Durchschreitenden scheinbar die gesamte Gewichtung innerhalb des Raumes.
Im langen Annex des Kunsthaus Baselland, der mehr als 30 Meter fasst, sind es wiederum 18 kräftige, teils fluoreszierende Farben, die in breiten vertikalen Bahnen die tunnelgleiche Struktur des Raumes zu durchbrechen scheinen. Gerade das Nebeneinander bestimmter, vom Künstler gewählter oder auch eigens gemischter Farbwerte bedingt die erstaunliche Wirkung der innerhalb des Raumkomplexes des Kunsthauses, der bereits von aussen einsehbar ist und die gesamte Wirkung der Raumstruktur verändert. Gerade im langsamen Abschreiten der Farbbahnen und in der Wahrnehmung ihrer Wirkung stellt sich der Eindruck der Wand als eine flirrende Membran ein.
So unterschiedlich diese beiden grossen Werkkomplexe im Kunsthaus Baselland sind, zeigen sie doch beide das grosse Potenzial der Arbeiten von Jan van der Ploeg: einen spannungsreichen Dialog mit der gegebenen Situation herzustellen und die Übergänge zwischen Wandzeichnung, Malerei, Skulptur und Architektur fliessend werden zu lassen.
Text von Ines Goldbach
Die Ausstellung wurde grosszügig unterstützt durch Novartis, Mondriaan Fund sowie die Partner des Kunsthaus Baselland: kulturelles.bl, Gemeinde Muttenz, Migros Kulturprozent, werner sutter und Anthony Vischer.
Parallel zur Einzelausstellung von Jan van der Ploeg fanden die beiden Einzelausstellungen von Christiane Löhr und Jonathan Monk statt.