Anna Amadio

17.5. —
13.7.2003

Amadio Anna E 2003 1
Anna Amadio, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2003

Anna Amadio produziert Zeichnungen und Luftobjekte. Literatur, Architektur und die Bilderwelt per se, welche aus jedem Winkel unseres Alltags auf uns einwirken sind Ausgangspunkt für das, was Amadio in ihren einzelnen Werkschritten aufgreift, weiterverarbeitet und neu interpretiert.

Ein grosser Stapel an Bildmaterialien, seien es Fotografien, Kopien oder Ausschnitte aus Zeitungen, stehen der Künstlerin als persönliches Archiv zur Verfügung. Das, was sie an den gesammelten Bildern interessiert, ist deren inhärentes Reizpotential, welches Kräfte der Imagination und der Dynamik freizusetzen vermag. Die unter der Disziplin «Zeichnung» zusammengefassten Werke beinhalten neben der klassischen Bleistiftzeichnung, auch Arbeiten mit Bunt- oder Filzstiften sowie Frottagen. Hinzu kommen als Arbeitswerkzeuge Schablonen oder Musterblätter mit Leimzeichnungen zu einzelnen ausgewählten Motiven. In ihrer neuesten Werkserie, die im Kunsthaus Baselland erstmals vorgestellt wird, greift Amadio auf eine selbst zusammengestellte Motivfolge zurück, die drei von zahlreichen Vögeln umgebenden Figuren zeigt, wovon eine mit Wasser übergossen wird. Die inhaltlichen Konnotationen des Motivs reichen von historischen Taufszenen bis hin zu heutigen Werbeszenarien, in denen Wasserspiele in verführerische Momente übersetzt werden. In der fertigen Frottage bleibt das Motiv selbst jedoch nur noch in Details erkennbar, es diente als erste konzeptuelle Stütze, aus der heraus sich zahlreiche Prozesse entwickelten: Amadio legt beispielsweise ein Blatt über die Leimzeichnungen und frottiert das Motivdetail mit einem Bündel Buntstiften ab, bevor sie sich dem nächsten Motiv zuwendet. «Es sind gleichzeitig kontrollierte und völlig unkontrollierte Momente, es gibt verwirrende Perspektiven und eingeschobene Wucherungen.» Konzentrische Kreise, Linienwucherungen, verdichtete Stellen und ausgefranste Parallelbahnen — sie alle vereinen sich zu einem räumlich bizarren Mikrokosmos.
Text von Sabine Schaschl 

Kurator*in: Sabine Schaschl