Monica Studer und Christoph van den Berg
28.4.
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24.6.2001
Templates
Panoramen und andere Orte — gleichermassen im Internet wie in Ausstellungsräumen, zu erleben aber auch im botanischen Garten, wenn ein kaum beschreibbarer Duft zu neugieriger Umschau anregt. Die künstlerischen Projekte von Monica Studer und Christoph van den Berg konterkarieren die Idee von Ganzheit und Übersicht, nach der historischen Panoramen konzipiert sind, und stimulieren dennoch unsere Sehnsüchte — gerade weil sie fast ausnahmslos im Computer entstehen.
Ist's ein Paradies, in das die Arbeiten des Künstlerpaares Monica Studer / Christoph van den Berg Einblick bieten? Arkadien zumindest! Die alpine Landschaft mit Felsmassiv vor strahlend blauem Himmel, mit satten Matten und Almen, geschwungen und einladende grün, mit romantischem Bergwald, seinen weichen Moosen mit feinem Lichtspiel, dem zum Spaziergang einladenden Weg und einem wunderbar gelegenen See, das Wasser klar und wohl temperiert, wie im luxuriösen Pool, das ganze Jahr hindurch. Die Sonne scheint. Nichts trübt die Stimmung, kein Geräusch zuviel und selbst ein Wetterumschwung wäre moderat. Man wohnt gepflegt im Berghotel, einem Gebäude der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts, aus Zeiten also, in denen im Nachkriegseuropa der Tourismus wieder Aufschwung nahm — wie von solchen Massen im Hotel Vue des Alpes, gebucht im Internet (www.vuedesalpes.com). Und eben dort, im weltumspannenden Netz, erschliesst sich die Inszenierung einer idealtypischen Welt, welche die beiden Schweizer Künstler betreiben. Bild für Bild, Detail für Detail, Schablone für Schablone sind die Orte, an denen zu verweilen und die zu durchstreifen uns Studer / van den Berg anbieten, am Computer dreidimensional konstruiert und ihre Oberflächen mit illusionierenden Strukturen überzogen, wie begehbare Blasen aneinander gehängt, dazwischen, nicht sichtbar, ‹weisse Flecken› auf der Karte der virtuellen Welt, Neuland, in das hinein das Projekt expandieren wird. Die Welt als Sampling, im Öffentlichen des Kommunikationsmaschine je individuell besetzt.
Der Start des Internet-Auftritts Vue des Alpes war Anstoss für Templates, eine Ausstellung im Kunsthaus Baselland, die zudem großformatige Ink-Jet Prints und begehbare Panoramen zeigte — subversiv die Wahl des Waldes als Sujet: Verstellt er doch den Horizont und nimmt die Übersicht, die ein Panorama umfassend zu bieten verspricht. Templates wird Anfang 2002 in Räumen der Villa Merkel, Galerie der Stadt Esslingen am Neckar fortgeführt werden, ergänzt durch neue Werke, zum Beispiel einen computergenerierten Wasserfall, der als Projektion gezeigt werden wird.
Ein weiteres Projekt des Künstlerpaares charakterisiert auf seine Weise feinsinnig und innovativ einen Ort im öffentlichen Raum: Revier. Eine plastisch-olfaktorische Arbeit im Merian Park, Botanischer Garten in Brüglingen wurde aus Anlass der Feierlichkeiten zur 500-jährigen Zugehörigkeit beider Basel zum Bund der Schweizerischen Eidgenossenschaft auf Initiative des Vereins alles bleibt anders und auch grosszügige finanzielle Unterstützung der Jacqueline Spengler Stiftung eingerichtet. Die Arbeit ist im Kontext von Skulpturen platziert, welche seit der Skulpturenausstellung von 1984 im Park verblieben sind.
Text von Andreas Baur
Auszug aus: Andreas Baur (Hg.), Monica Studer / Christoph van den Berg. A walk a ride, a lift, Basel: Christoph Merian Verlag, 2001