Fine Arts

Diplomausstellung des ersten Studiengangs Master of Fine Arts am Institut Kunst der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel, HGK FHNW

28.8. —
5.9.2010

KuratorIn: Sabine Schaschl

Aeschlimann Karin G 2010 1
Karin Aeschlimann, Romantische Quadrate, 2010

Karin Aeschlimann (*1981 in Samedan) untersucht mit ihren Malereien die verschiedenen Wege, welche die Malerei einschlagen kann. Sie hinterfragt gleichsam die Bedeutungszuweisungen der unterschiedlichen Erscheinungsformen der Malerei. Dabei experimentiert die Künstlerin mit diversen Trägermaterialien und Farben, ebenso wie mit Farbaufträgen. Manche der gemalten Bilder werden gerahmt, andere wiederum sind ohne Rahmen lose an der Wand gehängt. Während die Bilder mit Keilrahmen meist als vollendete Bilder betrachtet werden, werden die Bilder ohne Rahmen als unfertige Experimente gesehen, deren Zuordnung in die Kategorie ‹Handwerk› nur allzu schnell über die Lippen kommt. Karin Aeschlimann will diese tradierte Rezeption brechen und gängige Zuordnungen ins Wanken bringen.

Badeja Serge G 2010 1
Serge Badeja, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2010

Serge Badeja (*1976 in Zürich) fängt bereits beim Grundieren zu malen an. Eine entlang der Bildkante geführte breite Grundierung lässt so beispielsweise ein Quadrat der rohen Leinwand in der Mitte des Bildes entstehen. Badejas grundlegende malerische Haltung besteht darin, dass er vom ersten Handgriff an versucht, eine grosse konzeptuelle Offenheit einfliessen zu lassen. Dabei untersucht er nicht nur unterschiedliche Materialien, sondern beispielsweise auch, welche Widerstände bei welchen Prozessen entstehen. Während dem Malprozess dreht der Künstler die Bilder immer wieder bis zu dem Punkt, wo er die Suche nach einem Motiv einfriert. Eines der Bilder entstand ausgehend von einem Farbkleks, um den herum sich weitere gruppierten. Bei einem anderen Bild wiederum wurde die Rückseite der Leinwand nach vorne gelegt. Für Badeja geht es darum, möglichst viele Entdeckungen zu machen und ein breites Vokabular der Malerei zu entwickeln. Jedes Bild, so der Künstler, ist Resultat eines offenen Verlaufes, der den Wunsch nach Klarheit und Prägnanz genauso beinhaltet wie den Zweifel. Dem Zufall wird bewusst eine Türe offen gelassen.

Bergmann Anja G 2010 1
Anja Bergmann, Ich hasse es meine eigene Stimme zu hören, 2010

«Stellen Sie sich vor, Sie sind endlich an einem Ihrer Ziele angelangt oder ein lange gehegter Wunsch geht in Erfüllung …», so lautet die Fragestellung, von der ausgehend ein professioneller Hypnotiseur die Empfindungen und Vorstellungen von ausgewählten Versuchspersonen zu eruieren versuchte. Dieses Setting war Ausgangspunkt von Anja Bergmanns (*1985 in Uzwil) 4-Kanal-Videoinstallation Einmalig. Unglaublich. Überwältigend, welche — wie auch schon andere Werke der Künstlerin — die Manipulationsmöglichkeiten und Funktionsweisen von Kunst hinterfragen. Die Künstlerin entschied sich für den Einsatz von Hypnose, um die Wahrnehmung auf bestimmte Inhalte zu lenken, die Aufmerksamkeit zu zentrieren und das rationale Bewusstsein in den Hintergrund treten zu lassen. Die entstandenen Porträtaufnahmen von Menschen in einem veränderten Bewusstseinszustand thematisieren nicht zuletzt auch die Fragen nach der künstlerischen Karriere bzw. nach dem generellen Erfolg der jeweiligen Vorhaben. In der Videoarbeit Ich hasse es meine eigene Stimme zu hören wird die Künstlerin selbst zu einem Gefäss, welches je nach unterschiedlicher Stimme, die ihr der Bauchredner einhaucht, eine unterschiedliche Persönlichkeit erhält. Die Bedeutung der Stimme für die Präsenz des Körpers wird dabei exemplarisch untersucht.

Frei Philipp G 2010 Jpg
Philipp Frei, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2010

Die Malerei von Philipp Frei (*1965 in St. Gallen) entsteht durch ein Abdruckverfahren, für welches zunächst die Rückseite einer Klebefolie bemalt, dann leicht angedrückt, oft schon fast angehaucht auf die Leinwand übertragen wird. Durch die elektrostatische Anziehung wird die Gestik der Bewegung transferiert und so der Prozess mit zu einem essentiellen Bestandteil des Bildes. «In dieser Verzögerung wird das Gestische der Malhandlung konkretisiert, das Abbild des Gemalten wird auf das Original gedruckt», so der Künstler. Verschiedene, gewebeartige transparente Schichten formen die Bildstruktur und kreieren unterschiedliche Nähe- und Distanzverhältnisse. Als Rezipient steht man einem breiten Spektrum an Formen, verdichteten und aufgelösten Stellen gegenüber. Philipp Freis Malerei hinterfragt das Medium mit seinen eigenen Mitteln.

Harter Patrick G 2010
Patrick Harter, Einschuss 1-5 (SIG P 229; Luger 9mm), 2010, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2010

Im Mittelpunkt von Patrick Harters (*1978 in Uster) Interesse stehen bildhauerische Prozesse. Neben dem additiven oder subtraktiven Vorgehen der klassischen Bildhauerei ist es die Kollision zweier Materialien als Formgenerierendes Mittel, das den Künstler interessiert. In seinem aktuellen Projekt beschäftigt er sich mit der Formgebung, die Pistolenschüsse in einer fest verschalten, feuchten Tonmasse hinterlassen. Die Wahl des Materials Ton stellt eine Referenz an das traditionelle plastische Material dar. Als Pistole (SIG P 229) und Munition (Luger 9mm) wurden ‹Werkzeuge› gewählt, deren Einschüsse die Grösse der verschalten Tonmasse nicht durchbrechen. Die Schüsse selbst wurden von Spezialisten getätigt. Die durch diese Parameter bestimmten Materialkollisionen ergaben trotz ähnlicher Bedingungen unterschiedlich geformte Schussbahnen, die der Künstler in der Ausstellung invertiert als Bronzegüsse präsentiert. In einer weiteren Arbeit hinterfragt Harter ebenfalls bildhauerische Vorgehensweisen: Ein Betonpfeiler wird mit Gips beworfen. Die später von der Säule gelöste Schicht stellt ein Negativ des einst mit Beton gegossenen Trägers dar. Sie wird vom Pfeiler gelöst und nach aussen gezogen, so dass ein fragiler Gegenpart zur Säule entsteht. So setzt Harter Kunst und Architektur zueinander in Beziehung und erklärt ein bildhauerisches Hilfsmittel, das Gipsnegativ, zum Werk.

Karrer Daniel G 2010 1
Daniel Karrer, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2010

Die Malerei von Daniel Karrer (*1983 in Binningen) steht in einem engen Wechselverhältnis mit der digitalen Bilderwelt. Beginnend mit gefundenen und selbst gemachten Fotografien weitete sich seine Bildersammlung im Laufe der Zeit mit gefundenen Bildern aus dem Netz aus. Vor allem Unheimliches, Geheimnisvolles und Bilder, in denen Stimmungen kippen, finden Eingang in sein Archiv. Bevor er ein Bild zu malen beginnt, entstehen meist digitale Collagen. Auch während dem Malprozess hält Karrer die jeweiligen Arbeitsschritte und Veränderungen mit der Digitalkamera fest. Die Computerästhetik beeinflusst die Farbigkeit der Bilder und oft scheinen sie aus sich selbst heraus zu leuchten — ähnlich dem inneren Strahlen des Computers. Den Künstler interessiert die synästhetische Wahrnehmung, die unterschiedliche physische Wahrnehmungen koppelt. In diesem Sinne sind die Malweise eines Bildes und das jeweilige Bildmotiv, vergleichbar einer Melodie und dem gesungenen Text, miteinander verbunden. In einer weiteren digitalen Arbeit greift Karrer auf jene Funktion bei Google Earth zurück, welche die jeweiligen Bilder ins Dreidimensionale darzustellen vermag. An die Stelle der Satelliten- und Luftaufnahmen von Google Earth setzt der Künstler jedoch seine eigenen Malereien, die nunmehr — zurück überführt in die digitale Welt — eine dreidimensionale Erscheinungsform erhalten.

Kunz Sandra G 2010 1
Sandra Kunz, Peach blow, 2008-10

Ausgehend von ihren persönlichen Erlebnissen kulturspezifischer Verhaltensunterschiede zwischen Südost-China und der Schweiz generiert Sandra Kunz (*1960) eine Reihe von fotografischen Arbeiten, die auf arrangierten Settings basieren. Die Beobachtung, dass im als heimatlich empfundenen chinesischen Wohnviertel die Menschen Pyjamas auch auf der Strasse, im Restaurant oder im Laden tragen, veranlasste die Künstlerin zu einer Reihe von Arbeiten. Einige Fotografien entstanden in speziellen Settings, in denen beispielsweise ein Doppel-Pyjama, bei welchem die Arme und Beine miteinander verbunden wurden, zum Einsatz kam. Die Ausführenden wurden gebeten eine Stellung ihrer Wahl einzunehmen: Eine Ruhe- oder Schlafposition mit geschlossenen Augen, sich stehend und nebeneinander positioniert vorzustellen, dass sie sich nicht leiden können und Positionen auszusuchen, die sie mögen. Die überlangen Ärmel stehen in der Tradition der chinesischen Volksoper, in welcher sie wesentlich zur Bühnengestaltung beitragen. Die Künstlerin lotet die verschiedenen Interpretations- und Verhaltensmuster der Menschen in beiden Ländern aus; der geschlechtsneutrale Pyjama, dessen öffentliches Tragen auch in China — je nach Bildungshintergrund — nicht unumstritten ist, wird zum Denkmodell der künstlerischen Versuchsreihe.

Maag Barbieri Patrizia G 2010 1
Patrizia Maag-Barbieri, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2010

Die Arbeiten von Patrizia Maag-Barbieri (*1964 in Olten) gehen von alltäglichen Begegnungen, Wahrnehmungen und Erlebnissen aus. Flüchtige Erfahrungen stehen ebenso im Mittelpunkt wie Statements zu bestimmten Beobachtungen. In ihren SW Fotografien von Körperdetails erinnern die Hautfalten und Spuren, welche die Zeit im Körper eingeschrieben hat, an die menschliche Verletzlichkeit und Vergänglichkeit. So wie die Haut die Erinnerungen der Zeit speichert, diese in sie eingeschrieben werden, ist auch die Architektur eine Schnittstelle von zeitlichen Prozessen. Die Installationen aus Glas erinnern an Bauten der Gegenwart, deren oftmals grosszügige Transparenz die Grenze von öffentlichem und privatem Raum unsichtbar machen. Der Eindruck von Offenheit und Durchsichtigkeit evoziert Empfindungen von Fragilität — man scheint den Balanceakt von vermeintlicher Stabilität und potentieller Einsturzgefahr förmlich zu spüren.

Müller Barbara G 2010 1
Barbara Müller, Ohne Titel, 2010, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2010

Barbara Müllers (*1972 in Schaffhausen) Arbeitsweise ist eng mit ihrer fotografischen Ausbildung verbunden, auch wenn die Arbeiten nicht unbedingt in diesem Medium umgesetzt werden. In ihrer Werkinstallation vereint die Künstlerin Objekte und Fotografien und verfolgt damit eine Spurensuche, die dem Empfinden und dem Phänomen von Zeit nachgeht. Eine Ansammlung von Ästen, die in einem Betonsockel verankert sind, wird an ihren Enden festgeklebt. Sowohl der Betonsockel als auch die festgehaltenen Astenden scheinen von einer angehaltenen Zeit zu sprechen: Kein Wachsen ist mehr möglich, jede weitere Entwicklung wird verhindert. Eine Bodenarbeit aus Papierteilen, die zu einem fächerartigen Kreis geordnet sind, betonen hingegen ein Weiterlaufen, ein permanentes sich im Kreis drehen. Die Künstlerin bündelt ausserdem schwarze Luftballone, die an schwarzen Ketten hängen, zu einem Arrangement am Boden. Auch ihnen ist — ganz im Gegenteil zur charakteristischen Leichtigkeit und dem funktionstypischen Schweben – eine Bodenhaftung auferlegt, welche sich mit zunehmender Mattigkeit der Ballone zu Eisenkugeln zu verwandeln scheinen. Eine kegelförmige Anhäufung von gekauten Kaugummis unterstreicht hingegen eine lustvolle Ansammlung zeitlicher Aktivitäten. Aus schwarzen Säcken piepst ein Countdown entgegen und versetzt den Betrachter zurück in die Gegenwart.

Rutschmann Sarah G 2010 1
Sarah Rutschmann, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2010

Sarah Rutschmann (*1981 in Zürich) vereint in ihren Tuschezeichnungen auf Seidenpapier subjektive Formen und Elemente, die zueinander in Beziehung stehen: Eckiges trifft auf Rundes, Weiches auf Hartes, Offenes auf Geschlossenes. Manche der Elemente sind wiedererkennbar: eine Hand, ein Rad, eine Mauer usw. sind Teil der alltäglichen Welt, zu der aber Formerweiterungen hinzukommen, die ins Absurde abdriften. Auch bei den Objekten wendet Sarah Rutschmann ähnliche Gestaltungsparameter an: Eine Tasse wird mit einem Zahlenrad verbunden, Messer stecken in Gipssockeln fest oder zwei Fadenhüllen stehen im Dialog zueinander. Immer wieder tauchen sowohl in den Zeichnungen als auch in den Objekten Momente des Brutalen auf. Die Werke Rutschmanns entspringen einer eigenen Phantasiewelt, in die der Betrachter eingeladen wird, das Betrachtete mit seinen Vorstellungen zu erweitern.

Schwander Markus G 2010 1
Markus Schwander, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2010

Markus Schwander (*1960 in Reussbühl) präsentiert als Abschlussprojekt eine Textarbeit, die sich mit der Fragestellung nach der Erkenntnis durch Kunstwerke beschäftigt. Der Titel der Arbeit rekurriert auf ein Zitat des Kunsthistorikers Gottfried Böhm, der mit den Worten ‹Erkenntnis einsenken› versuchte, die Anwesenheit von Erkenntnis in Kunstwerken zu beschreiben. Markus Schwander baut seine Arbeit auf der Annahme auf, dass Kunstwerke als Forschungsergebnisse betrachtet werden können. Seine Untersuchungen basieren auf exemplarischen Kunstbeispielen: Claude Monet, Sol LeWitt und Sophie Calle werden beschrieben. Einen wichtigen Schwerpunkt in seiner Untersuchung bildet die englische Künstlergruppe Boyle Family und deren Werkgruppe Journey to the Surface of the World, mit welcher die Künstlergruppe vorsah, tausend Orte auf der Welt mit künstlerischen Methoden zu untersuchen. Schwanders Textarbeit Erkenntnis einsenken: Untersuchungen über Methoden künstlerischer Forschung kann unter folgendem Link heruntergeladen werden: www.art-research.net

Spoolder Mirjam G 2010 1
Mirjam Spoolder, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2010

Mirjam Spoolder (*1974 in Niew Heeten/Niederlande) interessiert sich für den Zwischenbereich von Mode und Kunst. Ihre vielfältigen Erfahrungen im Mode-, Kunst- und Theaterbereich spielen in ihren Arbeiten eine wichtige Rolle. Spoolders Collagen greifen Motive aus Modemagazinen auf, die beinahe puzzleartig zunächst in Einzelteile zerlegt und dann wieder in neuer Form zusammengefügt werden. Die Collagen sind vergleichbar mit dem Entwurf einer eigenen, fiktiven Kollektion auf Papier. Spoolder interessiert sich für Identitätsfragen und geht der Fragestellung nach, wie wir mit Mode umgehen und auf sie reagieren. Ähnlich den Papiercollagen entwickelt die Künstlerin auch stoffliche, genähte Collagen, die als Performance-Gewand ebenso wie als künstlerisches Objekt funktionieren. In ihnen verschmelzen die beiden sonst so säuberlich getrennten Bereiche.

Städler Nadine G 2010
Nadine Städler, I am my favourite dancer, 2010

Nadine Städler (*1979 in Hildesheim) beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit hauptsächlich mit den drei Arbeitsfeldern Zeichnung, Raum und Sprache. Alle drei sind ausschlaggebend für grundsätzliche Überlegungen zu konzeptuellen und philosophischen Fragestellungen. In ihren speziell für die gedoppelten Räume konzipierten Arbeiten kommen v.a. das Spielgelbild und das Projektionsbild vor. Beim projizierten Bild gilt ihr Interesse in erster Linie der Projektion an sich bzw. dem Zurückscheinen und Wiedererkennen des Projizierten. Das Lichtbild ist dabei ein Spiegelbild. Der Spiegel wird im Wortlaut der Künstlerin zum Träger der Reflexion und kann als Spekulation von Wirklichkeit, als Vervollkommnung oder Verdoppelung des sich illuminierenden Bildes gelesen werden. Die projizierten Dias zeigen Zeichnungen, welche die Künstlerin zu einem späteren Zeitpunkt auch räumlich realisieren könnte, gefundene Bilder, Darstellungen von Tieren und mythologischen Figuren ebenso wie wissenschaftliche Skizzen. Sie alle bezeichnen einen Interessenpool, aus dem die Künstlerin schöpft und weitere Arbeiten konzipiert. In den jüngsten Arbeiten integriert sie Farbe als Thema, wobei die Farbe gewissermassen die Figur abgelöst hat. Der Farbkreis wird allerdings nicht geschlossen und die Farbe Violett aus dem Spektrum verbannt. Städlers Arbeiten docken mit dem Rezipienten an und lassen Raum für eigene Gedanken.

Nelson Garrett G 2010
Nelson Garrett, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2010

Garrett Nelson (*1982 in Bloomington/USA) geht in seinen Werken immer wieder der Frage nach der Wirksamkeit, Bedeutung und dem Einsatz von kunsthistorischen Referenzen nach. Die Skulptur Privat Büro zitiert sowohl die quadratischen Spielgelkuben eines Robert Morris als auch eine der bekanntesten Werke der Pop Art: Robert Indianas ‹Love› Skulptur. Anstelle von Indianas Skulptur wird jedoch eine der in Museumsshops zum Kauf angebotenen Glühbirnen mit dem berühmten Schriftzug als Glühfaden eingesetzt. Die längst markttechnisch verwertete Ursprungsreferenz tritt in den Hintergrund und das Alltagsobjekt, das Gadget, dominiert die Wahrnehmung. In einer weiteren Arbeit lesen wir in einer gedoppelten Bildpräsentation die Worte «Is that bottle leer» was lautmalerisch den Namen des französischen Philosophen Baudelaire evoziert. Der Künstler thematisiert auch hier den Überfluss an Referenzen und Verweisen, mit welchen wir im Alltag hantieren und diese auch bei jeder sprachlichen Möglichkeit einsetzen. Das Spiel mit den Wörtern konfrontiert uns mit der empfundenen Leere gegenüber der ursprünglichen Bedeutung von Zitaten, Referenzen und anderen Verweissystemen.