Sarah Oppenheimer

33-D

23.5. —
7.9.2014

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Sarah Oppenheimer, 33-D, 2014, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2014, Foto: Serge Hasenböhler
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Sarah Oppenheimer, 33-D, 2014, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2014, Foto: Serge Hasenböhler
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Sarah Oppenheimer, 33-D, 2014, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2014, Foto: Serge Hasenböhler
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Sarah Oppenheimer, 33-D, 2014, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2014, Foto: Serge Hasenböhler
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Sarah Oppenheimer, 33-D, 2014, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2014, Foto: Serge Hasenböhler
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Sarah Oppenheimer, 33-D, 2014, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2014, Foto: Serge Hasenböhler
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Sarah Oppenheimer, 33-D, 2014, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2014, Foto: Serge Hasenböhler
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Sarah Oppenheimer, 33-D, 2014, Ausstellungsansicht Kunsthaus Baselland 2014, Foto: Serge Hasenböhler

In dem von Sarah Oppenheimer eigens für das Kunsthaus Baselland entwickelt das Werk 33-D den Innenraum des Kunsthauses entlang räumlichen Disposition und des Achsensystems neu. Zentral sind zwei grosse Glasplatten, die im 45 Gradwinkel zur Aussenhaut des Gebäudes montiert wurden. Sie entsprechen sowohl einer Wandfläche, als auch einer transparenten Projektsfläche für Spiegelungen im Innen- und Aussenbereich. Jedes Glaselement schafft eine passierbare Öffnung für den Besucher. Diese Öffnungen schaffen unerwartete Übergänge und Bewegungsabläufe für den Besucher, der sich durch den Raum bewegt.

Sarah Oppenheimers Interventionen ‹stört› die Erfahrung, die wir als Besucher vom räumlichen Ablauf innerhalb eines Gebäudes haben. Ihr Werk verändert die gegebenen architektonischen Elemente des Gebäudes während gleichzeitig die Erfahrung des gesamten Gebäudeplans und seiner Struktur möglich ist. Je nach Tages- und Jahreszeit ändert sich diese Erfahrung. Statt Zeit und Raum linear zu erleben, bietet Oppenheimer dem Besucher eine umgestaltete Raum- und Zeiterfahrung an. Statt Besucher und Betrachter werden wir unmittelbar zum Teilnehmer einer Situation.


Sarah Oppenheimer im Gespräch mit Ines Goldbach
Auszug aus: Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 96, Heft 27, 2011

Ines Goldbach (IG): Ich denke, dass es wichtig ist zu verstehen, dass deine Arbeit eine Verbindung von rationaler Strategie und intuitiver Entscheidung ist. Nicht alles ist planbar und vorhersehbar.

Sarah Oppenheimer (SO): Ja. Die Spezifität des Raumes impliziert immer das Unerwartete. So kann jedes Projekt eine Entdeckung mit offenem Ausgang sein. Das lässt die Sache interessant bleiben.

IG: Räume zu öffnen, kann sehr radikal sein und hat bei deinen Arbeiten meist einen großen Effekt auf das gesamte Gebäude. Ist Aggressivität ein Begriff, der dir dabei in den Sinn kommen würde?

SO: Es fragt sich, wie Aggressivität ausgerichtet ist. Statt eine aggressive Bewegung auf oder gegen die Betrachter zu richten, zielt sie vielmehr auf deren Umgebung. Wenn man an gewisse Werke von Bruce Nauman denkt, zum Beispiel Green Light Corridor, so hat man es mit einer sehr spezifischen Form der Aggressivität zu tun. Während dieses Werk den Betrachter auf aggressive Weise in Frage stellt, indem es den Körper in eine bestimmte Umgebung setzt, bleibt es gegenüber dem umliegenden Raum extrem höflich. Jede Art von Eingriff in eine bestehende räumliche Anordnung führt zur Auseinandersetzung mit einem jeweils anderen System von Problemen, etwa mit den Eigentumsrechten auf den Raum, der Verwaltung des Gebäudes, den Grenzen zwischen Öffentlichem und Privatem, der politischen Hierarchie in der Entscheidungsfindung im sozialen Raum und natürlich mit dem Erleben dieses Systems durch den Betrachter. Aggressivität ist ein interessanter Ansatz: Wenn man ein Museum betritt und sagt, «Ich will diesen Teil ihres Gebäudes entfernen», dann wird eine unsichtbare Menge von politischen Kräften direkt spürbar.

IG: Einige deiner Werke können auf die Betrachter sehr destabilisierend wirken. Ist das Verunsichern des Betrachters ein wichtiger Aspekt für dich?

SO: Ich interessiere mich für die Reibung zwischen der räumlichen Wahrnehmung eines Betrachters und seiner Erwartungshaltung. Ein Werk ist dann erfolgreich, wenn es die Betrachter dazu anregt, ihre Umgebung neu zu überdenken. Diese Neubewertung resultiert aus einer Veränderung der Konventionen, welche die räumliche Abgrenzung bestimmen. Das kann als etwas destabilisierend erlebt werden.

IG: Indem du Räume öffnest, hat der sich bewegende Betrachter die Möglichkeit, sich seiner Gesamtsituation bewusst zu werden. Meiner Meinung nach setzt sich deine Arbeit somit sehr stark mit der Sensibilisierung der eigenen Wahrnehmung und dem Bewusstwerden der gegenwärtigen Situation auseinander.

SO: Das stimmt. Bei gewissen Werken können die Betrachter, die Betrachterinnen ihre unmittelbare Umgebung durch die Erkennung der Gesamtsituation neu evaluieren. Das ist um einiges komplizierter, als die direkte Umgebung zu betrachten. Vielmehr ist man plötzlich in der Lage, ein diagrammatisches Bild des Raumes zu erleben — ohne es je zu sehen. Es überkreuzt sich; es schneidet gegenläufig durch die unmittelbare Umgebung. Ich interessiere mich für solche disparaten Erfahrungen von gleichzeitig vorhandenem Raum.

Die Ausstellung wurde grosszügig unterstützt durch The Embassy of the United States of America, Bern, Novartis, Hans und Renée Müller-Meylan Stiftung, Basellandschaftliche Kantonalbank, die Partner des Kunsthaus Baselland sowie jenen, die namentlich nicht genannt werden möchten.

Parallel zur Einzelausstellung von Sarah Oppenheimer wurde jene von Ariel Schlesinger im Kunsthaus Baselland gezeigt.

Kurator*in: Ines Goldbach